Karsten Lemm

Ach, wie süß! Nur leider giftig?

Zucker-Illustration-Stern-26-2013

Die Natur hat uns darauf programmiert, Süßes zu lieben: Zucker bedeutet Energie und selten eine Gefahr, am Hunger zu sterben, weil Giftiges eher bitter schmeckt. Jahrtausende lang war Süßes für Zweibeiner, die über Felder, Wiesen, Steppen zogen, ein seltenes Bonbon (hier ein Apfel, dort ein paar Kirschen) – bis der Mensch lernte, Zucker industriell zu produzieren. 

Nun haben wir den Salat. Essen muss jeder, und das bedeutet milliardenschwere Geschäfte in Supermärkten und Fast-Food-Restaurants, bei denen Zucker zur geheimen Zauberzutat geworden ist: Wer hätte gedacht, dass in einem Glas sauren Gurken fast 70 Gramm Zucker stecken? Oder dass Chili Con Carne aus der Instant-Tüte zu einem Drittel nichts als Zucker ist? Selbst wer einen großen Bogen um Milka, Fruchtzwerge und Gummibärchen macht, futtert reichlich Süßwaren in sich hinein, ohne es auch nur zu ahnen.

Was soll’s, könnte man meinen – wenn nicht immer mehr Studien darauf hinweisen würden, dass Zucker im Übermaß fatale Folgen haben kann. Diabetes, Übergewicht, Herzkrankheiten, all das schreiben Forscher mittlerweile den ständigen süßen Verlockungen in unserem modernen Alltag zu. Besonders gefährlich: Cola, Softdrinks und andere Getränke, die vorwiegend aus Zucker bestehen. „Wenn man eine Coke trinkt, wird der Zucker direkt vom Körper aufgenommen“, erklärte mir der kalifornische Herzspezialist Jeff Ritterman bei der Recherche zum Stern-Titel „Die „Zuckermafia“ in Heft 26/2013. „Dazwischen steht kein Verdauungsprozess; das ist der Unterschied zum Donut.“

Tod aus dem Strohhalm? "Soda Tax"-Erfinder Jeff Ritterman vor einem Poster

Ritterman mühte sich im vorigen Jahr vergeblich, in Richmond bei San Francisco eine Zuckersteuer auf Getränke durchzusetzen. Sein Gedanke war, jeden Liter Sprudel um 34 US-Cent teurer zu machen, um Verbrauchern zu zeigen: Wasser ist nicht nur gesünder, sondern auch weit billiger als Cola, Sprite und Ginger Ale. Doch die Initiative scheiterte an der Zuckerlobby. Mehr als zwei Millionen Dollar pumpten die Hersteller in ihren Abwehrkampf. Dennoch gibt er sich siegesgewiss: „In 20 Jahren wird auf jeder Cola-Dose die Warnung stehen: ,Achtung, dieses Getränk schadet Ihrer Gesundheit!‘“ 

Mein ausführliches Porträt gibt’s bei stern.de. Der Stern-Titel ist weiterhin digital für iPad und Android erhältlich.

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